Samstag, 22. Mai 2010
Leseprobe aus: "Machbuba. Die Sklavin und der Fürst"
Leseprobe aus dem Taschenbuch „Machbuba. Die Sklavin und der Fürst“ des Wiesbadener Autors Ernst Probst:
Kurz vor der Abreise fiel dem 52-Jährigen im Februar 1837 auf dem Sklavenmarkt in Kairo das dort zum Kauf angebotene blutjunge Mädchen Machbuba wohltuend auf. In der Literatur ist mitunter auch vom Sklavenmarkt im damals ägyptischen Khartum die Rede. Über die Herkunft und das Alter von Machbuba gibt es keine sicheren Erkenntnisse. Im Online-Lexikon „Wikipedia“ heißt es, sie stamme wohl vom Volk der Oromo und sei vermutlich um 1823 in Äthiopien geboren worden. In der Literatur wird sie vereinzelt auch als Sudanesin bezeichnet. Ob sie tatsächlich eine äthiopische Prinzessin war, wie Machbuba sich selbst vorstellte, weiß man nicht genau. Prinzessinnen werden normalerweise nicht auf dem Sklavenmarkt angeboten. Angeblich stammte sie aus einer Fürstenfamilie, die bei einem kriegerischen Überfall auseinandergerissen wurde. Nach einer anderen Version war sie die Tochter eines königlichen abessinischen Beamten Ihr Alter beim Kauf auf dem Sklavenmarkt soll zwischen 13 und 15 Jahren gelegen haben. Teilweise ist sogar von nur zehn Jahren die Rede.
Bei der ersten Begegnung trug Machbuba lediglich einen weißen Mousselinschleier und darunter einen mit Muscheln verzierten Gürtel aus winzigen Lederriemen. Von diesem Anblick war der Fürst, dem irrtümlicherweise mehr Liebschaften als dem italienischen Verführer Giacomo Casanova (1725–1798) nachgesagt wurden, völlig hingerissen. Er zahlte dem Sklavenhändler, ohne mit ihm zu feilschen, den geforderten Preis von umgerechnet 100 Talern. Damit wollte er Machbuba – nach eigenen Angaben – vor der Härte und Geringschätzigkeit potentiell türkischer Besitzer bewahren.
Die Tatsache, dass der deutsche Fürst eine Sklavin kaufte, bedeutete nicht, dass er die Sklaverei billigte. Er hielt die Sklaverei für eine Gepflogenheit des Orients, behandelte Machbuba – wie er sagte – als gewissenhafter und freier Preusse aber nicht als Sklavin. „Mit dem Eintritt in mein Haus war sie eine Freie“, betonte er. In Briefen bezeichnete er sie aber sehr wohl auch als seine Sklavin.
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